Viele Frauen stellen unter fürchterlichen Bedingungen Bekleidung in Billiglohnländern her, die anschließend auswärts teurer verkauft wird. Um der unfairen Fast-Fashion Produktion entgegenzuwirken und die Umwelt zu schonen, gründete die 24-jährige Österreicherin mit syrischen Wurzeln ihr Slow Fashion Start-Up „Abdinvintage“ in Wien. Sie bezieht Vintage-Mode, betreibt das Marketing und verkauft ihre Teile weltweit.
Der Begriff “Vintage” bezeichnet Kleidungsstücke, die zumeist zwischen den Jahren 1920 und 1980 hergestellt wurden und umfasst jegliche Art von Kleidung, von Alltagsbekleidung bis hin zu Haute-Couture.
Die Abwab Zeitschrift hat Sara Abdin zu ihrem Projekt und anderen relevanten Themen interviewt:
Abwab, Was ist unter Vintage-Mode zu verstehen? Was macht Vintage so einzigartig?
Abdin: Der Begriff “Vintage” bezeichnet Kleidungsstücke, die üblicherweise zwischen 20 und 100 Jahre alt sind und die Trends und Stilrichtungen dieser Epoche widerspiegeln. Vintage-Kleidung umfasst alles, von der Alltagsbekleidung bis hin zu Haute-Couture, unabhängig davon, ob maschinell oder handgefertigt, aus Restbeständen oder seltenen Materialien hergestellt.
Heute bietet die Vintage-Mode mehr denn je die Möglichkeit, sich selbst in seinem Kleidungsstil zu verwirklichen. Sie ist zu einem ständig präsenten und vor allem akzeptierten Nebenzweig der Modebranche etabliert. Vintage bedeutet Individualität und die Freiheit, etwas anderes zu tragen als das, was gerade im Trend ist.
Wo beziehst Du die Kleidung für Dein Start-Up und worauf achtest Du beim Kauf?
Ich beziehe Vintage von den unterschiedlichsten Quellen. Manchmal kaufe ich sie von Privatpersonen, auf Märkten, im Ausland während meiner Auslandspraktika und Reisen. Ich werde demnächst ab August in Frankfurt arbeiten und – wenn alles gut klappt – dort die nächsten Vintage Teile kaufen. Ich achte besonders auf den Stoff, die Qualität, die Farbe und wie gut das Teil erhalten ist. Vintage erkennt man an verschiedenen Kriterien, ich sehe mir dabei zuerst die Etiketten an, weil meine Kunden und mich besonders interessiert in welchem Land das Teil hergestellt wurde.
Was ist Dein Verkaufskonzept? Bietest du Kollektionen an?
Ich verkaufe grundsätzlich nur Kleidung, die mich selbst auch sehr anspricht. Mein Vintage-Shop ist für die elegante Frau, die sich in einzigartigen herausstechenden Kleidungsstücken zeigen möchte.
Ich bin gerade dabei mich langsam heranzutasten und biete wöchentlich Blusen mit Puffärmeln und Stickereien, österreichische Blusen und Hemden, Kleidung aus reiner Seide oder Wolle und auch hin und wieder Designer an.
In Zukunft plane ich Kollektionen zu einem bestimmten Datum zum Verkauf anzubieten, jede Kollektion soll einen Namen mit besonderer Bedeutung tragen, die Stilrichtung bleibt die gleiche: auffällig elegant und romantisch.
Worin investierst du Deinen Verkaufserlös und warum?
Da es in den Ländern der Dritten Welt vor allem junge Mädchen sind, die für sehr niedrige Preise arbeiten und leicht unter falschen Versprechungen in die Fast-Fashion-Industrie gebracht werden, habe ich mir zum Ziel gesetzt, einen Teil meiner Verkaufserlöse an Organisationen zu spenden, die darauf abzielen, jungen Mädchen eine angemessene Ausbildung und Betreuung zu ermöglichen.
Studien und Experten bestätigen, wie schlecht Fast-Fashion für die Umwelt ist. Wie geht Dein Start-Up gegen diese Umweltverschmutzung vor?
Die Fast-Fashion-Industrie hat in der Tat eine katastrophale Auswirkung auf die Umwelt. Tatsächlich ist sie der zweitgrößte Umweltverschmutzer der Welt. Daneben fördert sie auch die Ausbeutung von Menschen und Tier. So ist das Kaufen von Vintage eine ebenso kluge wie attraktive Möglichkeit, Abfall zu reduzieren, den Klimawandel zu bekämpfen und fair zu Tieren und Menschen zu sein. Um wirklich sicherzustellen, dass unsere Kunden bei uns auf die nachhaltigste Art und Weise einkaufen, versenden wir unsere seltenen und einzigartigen Artikel nur in recycelbare Verpackungen.
Aus welchen Ländern kommen Deine Käufer und Interessenten. Gibt es Interesse an diesem Startup in Österreich?
Meine Käufer und Interessenten kommen aus den unterschiedlichsten Ländern. Hauptsächlich sind sie aus den USA und Ländern in der EU. Ich habe jedoch schon viele Anfragen aus aller Welt bekommen, ob Mexiko oder Indien und das hat mich sehr positiv überrascht.
Vintage Bekleidung gewinnt auch in Österreich immer mehr an Interessenten. Ich habe mit meiner Idee und Umsetzung definitiv auch an österreichischen Unterstützern gewonnen.
Das Interview wurde geführt von Ghaithaa Al Shaar, syrische Autorin, in Berlin lebend.
Auch interessant:
?Sind Frauen die neuen Männer in der Mode
