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Mangel an IT Spezialist*innen in Deutschland wächst kontinuierlich

Lanna Idriss

Die deutsche Wirtschaft klagt, IT Fachleute fehlen, offene Stellen bleiben überdurchschnittlich lange unbesetzt und das Qualifizierungsniveau wird allgemein als mittelmäßig eingestuft.

Besonders der sonst so starke deutsche Mittelstand ist für den Wettbewerb im Zeitalter der Digitalisierung nicht gerüstet. Die offenen IT Stellenanzeigen erreichten im Juli 2018 absolutes Rekordniveau:  Über 55.000 vermeldet BITKOM. Das ist ein 8% Anstieg gegenüber 2017.

Deutschland kämpft nach wie vor mit der Erkenntnis, ob es ein Einwanderungsland sein will. Denn sieht man sich die Statistiken der Bundesagentur für Arbeit in Bezug auf den Ausländeranteil bei IT-Fachkräften an, stellt man fest: Nur 9% weisen eine ausländische Staatsangehörigkeit auf und von diesen stammt die Hälfte aus einem anderen EU Land. Verschwindend geringe 3000 Personen davon kommen aus sogenannten Asylzugangsländer, wie z.B. Syrien und Afghanistan. Über die Hälfte der 1500 IT- Arbeitskräfte sind erst kürzlich nach Deutschland gekommen, was im Umkehrschluss heißt: Talente aus dem Nahen und Mittleren Osten werden nicht aktiv angeworben, bzw. gesteuerte und koordinierte IT-Fachkraftmigration findet nicht statt. Obwohl der Dachverband der deutschen IT Branche bereits seit Jahren von der Politik fordert die qualifizierte Zuwanderung zum deutschen Arbeitsmarkt zu erleichtern, gerät diese notwendige Maßnahme immer wieder aus dem Blickfeld.

Nun könnte man annehmen, das der ein oder andere Geschäftsführer auf den Gedanken kommt, selbständig im Ausland zu rekrutieren. Leise Versuche finden tatsächlich statt. Aber die Hürden die ein Unternehmen zu bewältigen hat, um direkt in einem Land mit Visumspflicht für Deutschland IT-Fachkräfte anzuwerben, sind gewaltig. Denn schon der Migrationscheck für internationale Fachkräfte der Bundesagentur für Arbeit im Internet dürfte für so manchen Personalchef bürokratisch verzweifeln lassen. Die darauffolgende Vorrangprüfung, die Bürger aus EU Staaten bevorzugt, stellt die nächste Herausforderung dar und da hilft auch der zur Unterstützung eingerichtete Arbeitgeberservice nicht viel weiter. Das geforderte Mindesteinkommen für einen Aufenthaltstitel von ca. 37.000 EUR bzw. 48.000 EUR schmerzt kleinere Unternehmen, so dass sie viele davon absehen, diesen Weg zu beschreiten und somit erheblich in ihrer digitalen Wettbewerbsfähigkeit Federn lassen.

Die gute Nachricht: Immer mehr Student*innen entscheiden sich für das Fach Informatik. 2017 waren es 6% mehr als im Vorjahr. Und der Frauenanteil? Liegt erschreckend gering bei 21%. Da sieht der Anteil der weiblichen Studierenden im Iran zum Beispiel ganz anders aus: Hier sind knapp 70% der Studierenden des Fachs Informatik Frauen.

Quad erat demonstrandum: Das Informatikstudium an einer deutschen Universität kann Newcomer*innen, Migrant*innen und Geflohenen ausdrücklich nahe gelegt werden. Nach Abschluss erhält jeder Absolvent unabhängig vom Herkunftsland das 18 monatige Jobsearching VISA, das bei einem Mangelberuf ausreichend ist, um eine adäquate Arbeitsstelle zu finden.

Und sollte der Anteil der weiblichen Informatikstudierenden durch die Migrantinnen steigen, dann führt das konsequenterweise auch zu einer prozentualen Gleichstellungsverbesserung von Frauen mit deutscher Staatsbürgerschaft. Eine Vision, die sich wohl so manchem CIO in Deutschland bisher noch nicht unmittelbar angeboten hat, aber notgedrungen sich bald materialisieren wird: „Aus der Not eine Tugend machen“ ist ein deutsches Sprichwort, das einem hier in den Sinn kommt.

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