Von Hani Harb
Vor etwa einem Jahr haben Anas Al-Hakim, Obay Hadid, Hamza Theebaan und Bashar Jumaa beschlossen, arabischen und insbesondere syrischen Studenten über einen eingetragenen Verein eine kostenlose Studienberatung anzubieten. Der Gedanke an sich ist nicht neu. Ähnliche Berater-Services existieren bereits vielfach auf Facebook und in anderen sozialen Netzwerken, jedoch in einem anderen Format: entweder als gewinnorientiertes Unternehmen oder als nicht angemeldete, häufig auf die Abzocke von Studenten zielende Aktion.
Das Neue an der Idee von Anas Al-Hakim und seinen Freunden war, dass sie ihre Initiative bei den deutschen Behörden angemeldet, sich ausschließlich auf Ehrenamtliche verlassen und ihre Berater genau ausgewählt haben. Über den Verein Make it German kümmern sie sich seither darum, weit verbreitete Fehlinformationen über das Studium an deutschen Hochschulen zu korrigieren. Darüber hinaus bietet der Verein eine Reihe von Dienstleistungen und Beratungen zu unterschiedlichen Themen an. Die fachliche Kompetenz spielt eine wesentliche Rolle. Fragen werden niemals „dem Hörensagen nach“, sondern immer von einer Person beantwortet, die selbst Erfahrungen im jeweiligen Bereich gesammelt hat.
Auf diese Weise will „Make it German“ Neuankömmlinge mit der deutschen Community vertraut machen und sie über verschiedene Studienrichtungen und gesetzliche Regelungen informieren. Die nationale, ethnische oder soziale Herkunft der Studenten und Studieninteressierten macht dabei keinen Unterschied. Die vier Vereinsgründer bemühen sich außerdem, mit anderen Studenteninitiativen zu kooperieren.
Ehrenamtliche Beratung für arabischsprachige Studierende
Innerhalb des Vereins gibt es zwei Aufgabenfelder: einen administrativen Bereich, der Arbeitspläne erstellt, Anträge auf Mitgliedschaft prüft, den Verein in rechtlichen Angelegenheiten vertritt und sich um alle technischen, organisatorischen und finanziellen Aufträge kümmert. Der zweite Bereich beschränkt sich auf die Beratung: Die Vereinsmitglieder, die hier aktiv sind, entwickeln Veranstaltungen und Aktivitäten, organisieren die regelmäßige Betreuung durch ehrenamtliche Berater und verfassen Artikel für die Website.
„Die Arbeit des Vereins wird immer besser, weil wir mit der Zeit mehr Menschen erreichen, die unsere Informationen brauchen“, meint der stellvertretende Vorsitzende von „Make it German“, Obay Hadid: „Eine größere Follower-Zahl hilft uns bei der Arbeit. Bisher haben die 1 880 auf unserer Website registrierten Nutzer 3 714 Fragen eingereicht.“ Viele arabische Studenten bevorzugten weiterhin Studienrichtungen wie Medizin, Pharmazie oder Ingenieurwesen, meinen die vier Vereinsgründer. Und zwar selbst dann, wenn sie gar nicht in der Lage seien, ein solches Studium erfolgreich zu absolvieren. Allerdings haben sie auch ein langsames Umdenken bemerkt. „Wir bekommen Fragen und Beratungswünsche zu völlig neuen Studienrichtungen“, erzählt Hadid. „Studenten öffnen sich für das, was sie selbst gern studieren möchten, auch wenn es nicht dem entspricht, was ihre Familie oder die Gesellschaft ihnen vorschreibt.“
Zu den wichtigsten Alleinstellungsmerkmalen von „Make it German“ gehört der unübersehbare Beitrag von Frauen zur Vereinsarbeit. „Als das Projekt startete, waren die einzigen weiblichen Teammitglieder meine Kollegin Yasmin Checkhmous und ich“, erzählt Sara Shammaa, die als eine der ersten zum Verein stieß. „Der Vereinsvorstand hat mich ermutigt, motivierte und erfahrene Frauen für unsere Arbeit zu finden.“ Da Shammaa auch in der Gruppe Syrische Frauen in Deutschland aktiv ist, fiel ihr das umso leichter. Sie konnte schließlich mehrere Syrerinnen überzeugen, sich „Make it German“ anzuschließen und die Arbeit des Vereins zu unterstützen. „Viele von ihnen wollten sich sogar als Vereinsmitglieder in die Arbeit einbringen.“
Der lange Weg zur Mitgliedschaft
Mitglied zu werden ist nicht so einfach, wie man sich das vielleicht vorstellt. „Dafür müssen folgende Grundbedingungen erfüllt sein“, erklärt Anas Al-Hakim: „Das Mindestalter sind 18 Jahre. Außerdem braucht man eine Aufenthaltserlaubnis für Deutschland und einen Sprachabschluss mindestens auf B1-Niveau. Man muss am Vorbereitungsjahr teilnehmen und Auszubildender oder Hochschulstudent sein. Alternativ genügt auch ein Nachweis langjähriger Erfahrung in Bereichen, die für die Vereinsarbeit von Nutzen sind.“
Wer die Aufnahmekriterien erfüllt, wird vom Vereinsvorstand zu einem telefonischen oder persönlichen Gespräch eingeladen. „Dabei lernen wir die Person kennen und informieren sie über unseren Verein, unsere Arbeit und über das Engagement, das wir erwarten“, erzählt Obay Hadid. Die Tätigkeit beginnt mit einer zweimonatigen Probezeit, in der sich die Ehrenamtlichen mit dem Team und der Arbeit vertraut machen. „Sobald die Probezeit erfolgreich absolviert ist, werden die Freiwilligen offiziell registriert und es beginnt das formelle Aufnahmeverfahren.“
Dieser Artikel wird in Kooperation mit WDRforyou übersetzt und veröffentlicht.