Von Lilian Pithan
Chinesische Wiedergänger, französische Jazzmusik, Lebenswelten am Polarkreis und zum ersten Mal ein Film aus Bhutan: Die Internationalen Filmfestspiele Berlin (09. bis 19. Februar) schaffen es wieder einmal, ein geografisch und künstlerisch unglaublich vielfältiges Programm zu präsentieren. Der Publikumsrekord wird in diesem Jahr sicherlich auch wieder gebrochen. Die Koordinaten bleiben also gleich, wenn sich Berlin aber nächster Woche wieder im Glanz der internationalen Filmwelt sonnt.
Eröffnet wird die 67. Berlinale (09. bis 19. Februar 2017) von Django, dem Debütfilm des französischen Regisseurs Étienne Comar. Dessen Verfilmung des Lebens von Django Reinhardt (1910-1953), der die europäische Jazzszene wie kein anderer Gitarrist geprägt hat, wird seit Monaten mit Spannung erwartet. Neben Django laufen im Wettbewerb 23 weitere Filme, von denen 18 ins Rennen um den Goldenen und Silbernen Bären gehen. Einige der Beiträge aus insgesamt 27 Ländern kommen aus Deutschland, wie z.B. der Dokumentarfilm Beuys von Andres Veiel, der dem Leben und der Kunst Joseph Beuys (1921-1986) nachspürt. Mit Hao ji le von Liu Jian ist in diesem Jahr sogar ein chinesischer Animationsfilm vertreten.
Interessanter als der Wettbewerb verspricht die Sektion Panorama zu werden, die einen Schwerpunkt auf Afrika, Brasilien und Ostasien legt. Unter dem Label „Europa Europa“ werden außerdem Dokumentarfilme gezeigt, die unbekannte Aspekte dieses Kontinents beleuchten, wie beispielsweise das Leben der Jenischen in Frankreich (Belinda von Marie Dumora) oder die Unterdrückung der LGBTQ-Community im faschistischen Spanien (Bones of Contention von Andrea Weiss). Außerdem läuft im Panorama die Doku Insyriated von Philippe Van Leeuw, die den Alltag einer Familie in Damaskus begleitet.
Wer lieber Dokumentarfilme mag, sollte sich die Sektion Forum anschauen. Die dokumentarischen Beiträge kommen aus so gut wie allen Weltregionen, mit regionalen Schwerpunkten auf Lateinamerika und Deutschland. Mit Loktak Lairembee von Haobam Paban Kumar und Newton von Amit V. Masurkar sind endlich auch wieder indische Spielfilme im Programm. In der Reihe „Another Moroccan Cinema“ werden außerdem elf Filme rund um den marokkanischen Regisseur Ahmed Bouanani gezeigt.
Die Perspektive Deutsches Kino schließlich versammelt 13 Spielfilme von jungen deutschen Regisseuren, wie zum Beispiel Selbstkritik eines bürgerlichen Hundes von Julian Radlmaier oder Eisenkopf von Tian Dong, und verspricht spannend zu werden.
Insgesamt stehen bei der Berlinale 399 Filme auf dem Programm, die nicht nur fremde Länder, sondern vor allem fremde Lebenswelten präsentieren. Vom 09. bis 19. Februar stellt ABWAB die besten Festivalfilme vor.
Wie auch im letzten Jahr bemüht sich die Berlinale, Geflüchteten den Zugang zum Festival zu ermöglichen. Über die Organisation KulturLeben Berlin können verbilligte oder kostenlose Tickets beantragt werden. Außerdem besteht die Möglichkeit, im Rahmen einer „Kinopatenschaft“ das Festival zusammen mit einem Berliner oder einer Berlinerin zu besuchen. Alle Filme werden im Original mit englischen bzw. deutschen und englischen Untertiteln gezeigt.