Von Fady Jomar
Vom 06. bis 12. März veranstaltete der Deutsche Comicverein unter dem Titel “Alphabet des Ankommens” einen Workshop für Comicjournalismus an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) in Hamburg. Geleitet wurde der von der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) geförderte Workshop von der Journalistin Lilian Pithan und dem Zeichner Sascha Hommer. 24 professionelle Journalisten und Comiczeichner aus unterschiedlichen Ländern kamen in Hamburg zusammen, um in Zweiergruppen journalistische Storys in Comics zu erzählen.
Comicjournalismus ist in Deutschland verhältnismäßig jung. Bisher gibt es wenige Zeitungen, die journalistische Berichte in Comicform veröffentlichen. Insofern kommt dem Workshop also besondere Bedeutung zu, auch aufgrund der Flexibilität seiner journalistischen Mittel sowie der Schaffung alternativer Wege zur Präsentation journalistischer Geschichten. Man widmet sich so einer neuen Schicht von Lesern, mit anderer Dynamik.
Zur Teilnahme am Workshop kamen in Deutschland ansässige Journalisten und Künstler aus Europa, Südamerika, Asien und Afrika. Die von ihnen ausgewählten Storys konzentrierten sich zum größten Teil auf Geschichten, die mit dem Thema der Migration zusammenhingen. Geschrieben wurden die Reportagen in verschiedenen Sprachen, darunter Deutsch, Englisch, Arabisch und Französisch.
Jul Gordon, Workshop-Koordinatorin und Comiczeichnerin aus Deutschland, sprach mit ABWAB über das Arbeitsklima: „Mein Job als Verantwortliche für die Koordination des Workshops hat mir große Freude gemacht. Alle Teilnehmer haben sich sehr für die Ideen und Gedanken der anderen interessiert. Das generelle Klima des Workshops war sehr entspannt und geprägt von enger Zusammenarbeit und höchster Konzentration. Darüber hinaus waren die Diskussionen sehr lehrreich und nützlich. Obwohl der Workshop nur eine Woche gedauert hat, habe ich gemerkt, dass alle Journalisten und Zeichner stark von ihrer Arbeitsgruppe profitiert haben. Insgesamt war der Workshop für alle ein Schritt nach vorne.“
Asma Al Abidi aus Tunesien berichtet von ihrer Erfahrung als Journalistin in der Zusammenarbeit mit einer Comiczeichnerin: „Der Workshop war für mich eine außergewöhnliche Gelegenheit in einem Klima zu arbeiten, das anders als das gewöhnlicher Journalismus-Workshops war. Ein Journalist ist daran gewöhnt, ernste Berichte oder mit relevanten Details gespickte Storys zu schreiben. Wenn es dann aber darum geht, einen Text in einen Comic zu verwandeln, neigt man als Journalist dazu, den ganzen Text so zu gestalten, dass der Zeichner ihn in ein paar einfache Bilder umwandeln kann. Die Komplexität, die man normalerweise unterbringen möchte, wird hier nicht gebraucht. Auch die Wahl des Themengebiets war wichtig. Das Gespräch über Migration und Flucht öffnete den teilnehmenden Journalisten Tore zur Geschichten, die Ausdruck der Realitäten sind, die tausende Neuankömmlinge in Deutschland erleben.“
Zu letzteren gehört auch Mukhtar, Comiczeichner und Illustrator aus Aleppo: „Als Zeichner bin daran gewöhnt, Comics zu zeichnen, die auf reiner Fantasie basieren. Daher war die Arbeit mit Journalisten, aufbauend auf den Berichten realer Personen und nicht fiktiver Charaktere, eine neue Erfahrung für mich. Daneben waren die Arbeit und der Kontakt mit Zeichnern unterschiedlicher Nationalitäten und verschiedener Prägungen eine großartige Erfahrung. Viele neue Ideen und Erfahrungen haben mich und alle teilnehmenden Zeichner bereichert.“
Am 20. Mai werden alle zwölf Comicreportagen, die während des Workshops entstanden sind, online veröffentlicht: www.alphabetdesankommens.de
Aus dem Arabischen übersetzt von Benedikt Römer