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Online-Märchenstunde für Kinder

Online-Märchenstunde für Kinder
Online-Märchenstunde für Kinder

Der Zufall schreibt die besten Geschichten – an diesen Satz muss ich immer denken, wenn ich mir vor Augen halte, wie meine ehrenamtliche Tätigkeit bei samo.fa in Reutlingen begonnen hat…

Seit fast 10 Jahren arbeite ich in der Kernzeitbetreuung einer Grundschule, wobei Kreativität und Spontanität ständige Begleiter sind. Während eines Spaziergangs mit einigen Kindern habe ich begonnen, aus dem Stegreif bekannte deutsche Märchen der Gebrüder Grimm zu erzählen. Die Gruppe der interessierten Kinder wuchs, die „Märchenstunde“ wurde zu einem festen Termin.

Ein Mädchen, das immer mit großem Vergnügen den Märchen folgte, war Lina – die Tochter von Sofie Jamous, Mitarbeiterin bei samo.fa+ (Stärkung der Aktiven aus Migrantenorganisationen in der Flüchtlingsarbeit) Reutlingen – einem Projekt, auf dessen Arbeit ich später noch eingehen werde. So führte eines zum anderen, ich wurde von Sofie gefragt, ob ich mir nicht vorstellen könnte, Kindern von Flüchtlingen im Alter von ca. 6 bis 12 deutsche Märchen online mithilfe von „Zoom“ zu erzählen. Ich konnte – auch weil bedingt durch Corona die Betreuung in der Schule eingeschränkt wurde. Zudem verfügte ich über die technischen Voraussetzungen und hatte auch schon Erfahrung mit Online-Nachhilfe, die ich ebenfalls noch erteile, gemacht. Außerdem fand ich den Gedanken reizvoll, mit dieser Art der Märchenstunde viele Kinder an verschiedenen Orten zu erreichen.

Seit Juni 2020 erzähle ich nun zwei Mal monatlich deutsche Märchen, bevorzugt der Gebrüder Grimm. Das erste Märchen war „Rumpelstilzchen“, danach folgten u. a. „Aschenputtel“, „Dornröschen“, „Rapunzel“, „Frau Holle“, „Schneewittchen“,…..Ergänzt werden die Märchenstunden durch Verständnisfragen, ein Quiz und ein Lied zum Märchen. Zudem können auf diesem Wege auf spielerische Weise Grammatikthemen nähergebracht und Wortschatzübungen gemacht werden.

Es freut mich zu sehen, dass sich seit Beginn der Online-Märchen eine treue Zuhörerschaft unter den Kindern gebildet hat. Dass sie mit großer Aufmerksamkeit den Erzählungen folgen, kann man auch daran erkennen, wie problemlos sie die Fragen zum Märchen beantworten und auch einzelne Passagen korrekt wiedergeben können. Berührungsängste bestehen durch diese Form des Erzählens nicht, die Kinder fühlen sich daheim in ihrer gewohnten Umgebung wohl und reagieren sehr offen und aufgeschlossen mir gegenüber. Das zeigt sich auch darin, dass sehr viel Privates erzählt wird und auch mir persönliche Fragen gestellt werden. Die Märchenstunde findet auch nicht anonym statt, niemand hat Kamera oder Ton deaktiviert, jedes der Kinder verfügt über ein Gesicht und ich kann dadurch auch die Emotionen gut einschätzen. Im Umgang mit Notebook, Smartphone oder Tablet sind sie bereits vertraut, so dass die „Online-Märchenstunde“ auch aus diesem Grund eine hohe Akzeptanz erfährt und die Kinder vor keine technischen Probleme stellen. Wünschenswert wäre es, wenn sich vermehrt auch Mütter an den Märchenstunden beteiligen würden, die Einladungen richten sich explizit auch an sie.

Sofie Jamous ist während dieser Zeit zu meiner festen Ansprechpartnerin geworden, mit ihr koordiniere ich die Termine und sie lädt die Familien rechtzeitig zu den Online-Märchenstunden ein. Die Zusammenarbeit verläuft sehr harmonisch und unkompliziert, sie ist die „Macherin“ im Hintergrund, während ich für die Auswahl der Märchen, Fragen, Quizspiele und Lieder verantwortlich bin.

Ich denke, dass diese Form der Kommunikation auch künftig, wenn sich unser Leben nach Corona wieder normalisiert haben wird, beibehalten oder zumindest als Ergänzung zu Präsenzveranstaltungen gesehen werden könnte. Vorteile wären die größere Reichweite, nicht nötige Anfahrten und die mögliche spontane Entscheidung, sich ein Online-Märchen anzuhören. Egal ob und in welcher Form die Märchenstunde weiter fortgeführt werden wird, ich würde mich auf jeden Fall freuen, wenn ich weiterhin Teil dieses Angebotes sein dürfte.

Ermöglicht wird dieses Online-Angebot vom Projekt samo.fa Plus, das vom „Bundesverband Netzwerke von Migrantenorganisationen“ in 31 Städten bundesweit koordiniert wird. In Reutlingen steht das Bildungszentrum in Migrant*innenhand e.V. hinter alles samo.fa-Aktivitäten Zum samo.fa-Team in Reutlingen gehören drei Frauen – Galina Lerner, Eva Laufer und Sofie Jamous. Jede Projektmitarbeiterin begleitet eigene Themen und betreut unterschiedliche Zielgruppen. Das Besondere an dem von der Beauftragten für Migration, Integration und Flüchtlinge geförderten Projekt ist, dass es ausschließlich von Migrantenorganisationen getragen wird und dass die Ehrenamtlichen dort ihre eigene Migrationserfahrung und ihr interkulturelles Wissen einbringen, um neu Angekommene besonders einfühlsam beim Ankommen in ihrer neuen Heimat Deutschland zu begleiten. Es freut mich, dass ich als Ehrenamtliche ohne Migrationshintergrund beim Online-Projekt „Märchenstunde“ mitwirken darf und den teilnehmenden Kindern beim Vertiefen der deutschen Sprache behilflich sein kann.

Die Aktivitätsschwerpunkte von samof.fa-Reutlingen liegen in den Bereichen Bildung, Begleitung der Kinder und Jugendlichen bei ihrer Integration in den Kita- und Schulalltag und Beratungsangebote für Familien.
Die Begleitung der geflüchteten Familien ist auch weiterhin das wichtigste Ziel der samo.fa-Arbeit vor Ort. Viele Aktivitäten werden auf Familien als Gesamtheit ausgerichtet. Die meisten Veranstaltungen richten sich jedoch insbesondere auf die Unterstützung von Frauen, Kindern und Jugendlichen. Dadurch konnten die Beziehungen zu den geflüchteten Familien vor Ort weiter gefestigt werden. Die Familien fragen gezielt nach Hilfe oder Informationen, melden ihre Kinder bei eigens organisierten Ferienprogrammen oder Bildungsangeboten an oder fragen um Rat bei schwierigen Lebenssituationen. Diese Spezialisierung auf der Betreuung dieser Familien ist zwischenzeitlich in der Stadt bekannt und es kommen gezielte Anfragen zu aktuellen Fällen.
Man kann also durchaus von einem „Erfolgsmodell“ sprechen, dessen weiterer Fortsetzung hoffentlich keine (u. a. finanziellen) Grenzen gesetzt werden…

von: Sabine Martin

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