Alaa Muhrez, syrischer Sozialforscher lebt in Deutschland
Laut einer Studie des Staufenbiels-Instituts aus dem Jahr 2015 mussten die Bewerber in Deutschland 9,5 Bewerbungen schreiben, um zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden. Ein gemischtes Bild ergab sich aus den Ergebnissen einer Fragebogenerhebung und den Interviews, die ich mit einer Reihe kopftuchtragender Frauen über die Schwierigkeiten, denen sie auf dem Arbeitsmarkt gegenüberstehen, geführt habe. Im Folgenden sind einige ihrer Ergebnisse aufgeführt.
Nur wenige der Befragten waren außergewöhnlich erfolgreich, weil ihre Bewerbungen zu einem persönlichen Gespräch führten, was möglicherweise darauf zurückzuführen ist, dass die Befragten in Bereichen arbeiten, in denen die Erfolgsquote bei Bewerbungen geringer ist, z.B. im Baugewerbe. In dieser etwas männlich dominierten Branche könnten Frauen nämlich das Kopftuch als eine Barriere empfinden.
15% der Befragten gaben an, das Kopftuch sei ein Hindernis bei der Arbeitssuche, während 25% der Befragten nicht sicher waren, ob das Kopftuch wirklich ein Hindernis darstellt. Dies könnte auf allgemeine Zweifel bei der Arbeitssuche zurückzuführen sein.
In den Antworten wurden Beispiele für einige Formen der Diskriminierung genannt, denen kopftuchtragende Frauen im Allgemeinen ausgesetzt sind. In Kindergärten zum Beispiel hörten einige kopftuchtragende Mütter Kommentare wie “es ist möglich, dass andere Kinder vor kopftuchtragende Frauen Angst bekommen”.
Auch in Krankenhäusern ist es nicht ungewöhnlich, dass eine Patientin sich weigscert, sich von einer kopftuchtragenden Frau, die unter dem medizinischen Personal arbeitet, behandeln zu lassen.
Im Allgemeinen bedeutet dies, dass Frauen, die ein Kopftuch tragen, eine geringere Chance haben, für eine solche Arbeit ausgewählt zu werden.
Auf die Frage nach den Auswirkungen der Ablehnung des Kopftuchs auf den deutschen Arbeitsmarkt äußerten einige Frauen ihre Angst vor zunehmenden Rassismus und Islamophobie. Hinzu kommt die Sorge, dass sich Frauen nicht in die Gesellschaft integrieren, wenn sie vom Arbeitsmarkt ausgeschlossen werden. Einige Frauen glauben, dass ihre Arbeitsmöglichkeiten nur auf Arbeitgeber beschränkt sind, die den Hijab akzeptieren.
Auf der anderen Seite sahen einige den Hijab als ein Problem an ihrem Arbeitsplatz im Hinblick auf die Integration oder die Zusammenarbeit mit dem Arbeitsteam oder mit Kunden und Klienten im Arbeitsbereich. Manchmal wurde berichtet, dass es ein “großes” Problem sei.
Allerdings teilten nicht alle Befragten diese negativen Auswirkungen. Wie aus den Antworten hervorgeht, “teilen nicht alle Menschen in der deutschen Gesellschaft die gleichen rassistischen Ansichten oder Stereotypen über kopftuchtragende Frauen”, was durch die Tatsache belegt wird, dass kopftuchtragende Frauen an vielen Orten und in vielen Institutionen in verschiedenen Bereichen in Deutschland gesehen werden. Eine der Teilnehmerinnen hat diese Tatsache kommentiert und gesagt, dass es ihr ein Gefühl des Optimismus gibt, dass sie schließlich Arbeit finden wird.
Betrachtet man die allgemeine Situation auf dem Arbeitsmarkt für Geflüchtete, so ist allgemein festzustellen, dass es nach wie vor ein Defizit im Prozess der Integration von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt gibt. Dies wird in der Arbeitslosenquote unter Geflüchteten ersichtlich, die im Juni 2019 etwa 35 Prozent erreichte und damit deutlich höher ist als die Arbeitslosenquote unter Ausländern im Allgemeinen, die 12 Prozent beträgt.
Trotz dieser Situation ist fast die Hälfte der befragten Frauen optimistisch, was die Zukunft der Integration von geflüchteten Frauen in den Arbeitsmarkt betrifft. Dieser Optimismus kann z.B. durch entsprechende staatlich finanzierte Projekte verstärkt werden.
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