Der Mord an dem Afroamerikaner George Floyd hat zu einer Protestwelle auf der ganzen Welt geführt. Auch in Deutschland sind Menschen auf die Straße gegangen um ein Zeichen gegen Rassismus zu setzen.
Deutschland und die USA in diesem Punkt zu vergleichen ist allerdings nicht so einfach. Polizeigewalt sowie die Benachteiligung schwarzer Menschen in den USA und die damit zusammenhängenden strukturellen Probleme dieser Gesellschaft lassen sich in Deutschland so nicht eins zu eins wiederfinden. Wer aber nun denkt dass in Deutschland kein Rassismus existiert, der sollte sich die Erfahrungsberichte von Menschen mit Migrationshintergrund anhören, welche rassistische Anfeindungen über sich ergehen lassen mussten. Dieses Thema aufzuarbeiten erfordert eine konsequente Auseinandersetzung mit der deutschen Gesellschaft und eine Menge Empathie.
Hierbei ist wichtig zu erwähnen, dass es in dieser Diskussion nicht darum geht ob weiße Menschen in Deutschland der Meinung sind ob sie Rassisten seien oder nicht, sondern darum wie die Realität der Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland aussieht.
Denn Rassismus in Deutschland ist ein Thema welches von den meisten Menschen unterschätzt wird. Es kommt einem schon fast so vor als würden manche Menschen in diesem Land die USA als Sündenbock benutzen um von Rassismus in Deutschland abzulenken. Die Beiträge der letzten Wochen von Menschen mit Migrationshintergrund werfen ein anderes Licht auf die deutsche Gesellschaft als es viele wahrhaben wollen. Immer wieder wird in diesen von Situationen erzählt, in denen Menschen die “nicht deutsch aussehen” stigmatisiert und benachteiligt wurden. Ob in der Öffentlichkeit, beim Umgang mit der Polizei oder in der Schule. Und diese Erfahrungen machen Menschen mit Migrationshintergrund überall in Deutschland, egal ob in einem kleinen Dorf oder in Berlin.
Rassismus ist aber eben nicht nur in den individuellen Erfahrungen dieser Menschen zu finden, sondern auch in der deutschen Gesellschaft im Allgemeinen. Jeder dritte Wohnungssuchende mit Migrationshintergrund in Deutschland erfährt Diskriminierung. Menschen mit ausländisch klingenden Namen werden oft bei der Jobsuche benachteiligt.
Diese Abneigung gegenüber “nicht deutschen” Menschen ist auch in unserer Politik wiederzufinden. Rechte Vereinigungen regen sich im Internet und in Reden gerne über Asylbewerber und Migranten auf und schüren damit rechtes Gedankengut. Angst und Verachtung gegenüber Ausländern scheinen besonders in strukturschwachen Gebieten das Leben eines großen Teils der Bevölkerung zu charakterisieren. Die Mentalität der deutschen Politik und Bevölkerung gegenüber “Gastarbeitern” war noch nie sonderlich von Toleranz geprägt. Auch die Anschläge in Halle und Hanau sowie der Mord an dem CDU Politiker Walter Lübcke haben mal wieder gezeigt, dass es in Deutschland gewaltbereite Menschen mit rechtem Gedankengut gibt. Und dass es in Deutschland Strukturen gibt, welchen diesen Menschen zu Gute kommen. Um es kurz zu fassen: Deutschland hat ein Rassismusproblem.
Autor: Maik D. Krützner
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