Die Hürden der deutschen Bürokratie sind hoch und auch von Einheimischen nicht immer so leicht zu nehmen. Was sollen da nur Geflüchtete machen? Ganz einfach: Sie entwickeln eine App, die ihnen die bürokratischen Prozeduren in Deutschland erklärt. Munzer Khattab, 23 Jahre, ist einer der Erfinder von Bureaucrazy. Momentan arbeiten er und sein Team, zu dem auch Omar Alshaif, Ghaith Zamrik, Ahmad Alarashi, Mohamed Khattab und Yazan Salmo gehören, noch an der App. Schon bald soll sie zum kostenlosen Download bereitstehen. ABWAB hat Munzer Khattab in Berlin zum Gespräch getroffen.
Welche Erfahrungen hast du persönlich mit der deutschen Bürokratie gemacht?
Kurz nachdem ich nach Berlin gekommen bin, musste ich eine Meldebescheinigung ausfüllen. Von der Länge des Wortes kann man leicht darauf schließen, wie schwer mir das fiel! Noch schwieriger wurde das Ganze, weil ich gar kein Deutsch konnte. Ich hätte vorher tatsächlich nicht gedacht, dass es in Deutschland so viel Bürokratie gibt. In Syrien habe ich das nicht erlebt, aber als der Krieg anfing, war ich auch erst 18 Jahre alt und musste mich bis dahin nicht so oft mit Papierkram auseinandersetzen.
Wie seid ihr auf die Idee gekommen, Bureaucrazy zu entwickeln?
Die Idee kam uns, als wir auf der ReDi School of Digital Integration waren. In der ersten Unterrichtsstunde sollten wir von den Schwierigkeiten berichten, mit denen wir in Deutschland zu kämpfen haben. Wir waren alle der Meinung, dass die Bürokratie eine der größten Hürden ist, die es zu überwinden gilt – die Idee der App war geboren. Den Namen habe ich mir ausgedacht, ich fand ihn einfach lustig.
Was soll eure App können, wenn sie fertig ist?
Bureaucrazy hat drei verschiedene Aufgaben: Erstens wird unsere App Anträge ins Arabische und ins Englische übersetzen. Zweitens wird sie Anleitungen zur Verfügung stellen. Wenn ein Nutzer beispielsweise wissen will, wie man ein Bankkonto eröffnet, erklärt Bureaucrazy, was für Unterlagen man benötigt und woher man sie bekommt. Drittens ist unsere App eine Orientierungshilfe, um den Weg zur richtigen Behörde zu finden. Damit wir das schaffen, haben uns viele Menschen ihre Hilfe angeboten.
Über Bureaucrazy wurde weltweit in den Medien berichtet. Wie war das für euch?
Tatsächlich war die mediale Unterstützung sehr hilfreich, weil dadurch viele Programmierer auf uns aufmerksam geworden sind. Die unterstützen uns jetzt ehrenamtlich bei der Entwicklung der App. Das große Medieninteresse kam aber vor allem daher, dass wir syrische Flüchtlinge sind, und nicht daher, dass wir Programmierer sind.
Dieser Artikel wird in Kooperation mit WDRforyou übersetzt und veröffentlicht.