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Eine Buchmesse ohne syrische Literatur

الجناح السوري في معرض الكتاب

Von Ramy Al-Asheq

Im Oktober hatte ich das Privileg, an der Frankfurter Buchmesse teilzunehmen, der größten der Welt. Ich war zusammen mit 18 Autoren und Schriftstellern eingeladen worden, die alle an einer Anthologie in deutscher Sprache mit dem Titel Weg sein, hier sein (Secession Verlag) beteiligt waren. Siebzehn von uns kamen aus Syrien, dazu eine iranische Lyrikerin und ein jemenitischer Lyriker. Wir stellten unserer Anthologie auf einer Pressekonferenz vor. Bei einem Treffen mit dem Fernsehsender ZDF erzählte die syrische Lyrikerin Lina Atfeh, dass sie, als sie den syrischen Pavillon auf der Messe besucht hatte, nur den Koran dort fand. Keine Lyrik, keine Romane, keine Literatur.

Ich wurde ungeduldig, nahm meine Kamera und entschloss mich, eine Reportage über diese Geschichte zu machen. Wir kamen zu dem Pavillon, in dem ein junger Mann auf seinem Stuhl eingeschlafen war. Ich blickte mich um und sah, wie erwartet, lauter bunte Ausgaben des Korans: einen Koran in Leuchtfarben, einen rosafarbenen Koran, einen auf antik gemachten Koran. In einer Ecke stand das Regal eines kleinen Verlags mit sieben alten Büchern, die wohl versehentlich dort hingestellt worden waren oder sich dort eingeschmuggelt hatten.

“Mein Geschäft ist der Koran”

Zehn syrische Verlage hatten sich für Teilnahme an der Frankfurter Buchmesse beworben, doch die deutsche Botschaft stellte den Vertretern von nur drei Verlagen Visa aus. Die übrigen bekamen keine Einreiseerlaubnis, denn man befürchtete wohl, dass die Angestellten hierbleiben und Asyl im Traumland Deutschland beantragen würden. Als ich einen der Verlagsvertreter nach seiner Auslage fragte, antwortete er mir einfach: „Mein Geschäft ist der Koran.“

Das syrische Regime versucht ohne Unterlass, die Bürger seines eigenen Landes als islamistische Terroristen zu brandmarken. Es wird dabei von westlichen Ländern und deren Medien unterstützt, insbesondere von all jenen Ländern, die muslimische Geflüchtete aufgenommen haben. Die Serie wird durch den Pavillon der Arabischen Republik Syrien vervollständigt, wo wir trotz unserer reichen Kunst, Literatur und Kultur nur zeigen, wie man bunte Koranexemplare herstellt.

In weit entfernten Weltregionen

Wenn Vertreter der deutschen Medien diesen Pavillon besuchen, hört man von den Anwesenden die klare Botschaft: „Die Lage in Syrien ist in Ordnung, unsere Region ist sicher. Sie dürfen nicht alles glauben, was Sie in den Medien sehen!“ Aleppo, Idlib, Al-Maazamia, Daria, Yarmouk, Homs und Qadzia sind nicht ihre Weltregion. Das sind weit entfernte Orte, an denen andere Wesen zu Hause sind, die keine Ähnlichkeit mit ihnen haben. Weder mit ihnen noch mit ihrer Barbarei.

Gleichzeitig wurden gegenüber, im Pavillon des Ullstein Verlags, der Syrer Firas Alshater und sein Buch Ich komm auf Deutschland zu vorgestellt, umringt von deutschem Publikum. Dieses Buch schrieb Alshater auf Deutsch, also in einer Fremdsprache, die er in relativ kurzer Zeit in Deutschland erlernt hatte. Seien Biografie ist eines der meistverkauften Bücher bei Amazon.

Es war eine traurige Angelegenheit. Syrische Autorinnen und Autoren haben Erfolg, werden in verschiedene Sprachen übersetzt, zeigen ihre Werke in anderen Kulturen, doch all das steht in krassem Gegensatz zu dem, was wir im offiziellen Pavillon Syriens sehen: Dort wird nichts von uns gezeigt.

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