Von Dr. Hani Harb. Mit dieser Ausgabe startet Abwab in das dritte Jahr, mit einer vielfältigeren Ausrichtung, um ein breiteres Publikum als in der jüngeren Vergangenheit anzusprechen. Begleitet wird diese Neuausrichtung von Erfolgen, die viele Neuankömmlinge erzielen konnten.
In dieser Ausgabe erzählen wir einige ihrer Geschichten. Gleichzeitig sind sie mit enormen Herausforderungen, die häufig seit ihrer Ankunft in Deutschland bestehen, konfrontiert: Von Stolpersteinen der “Integration”, über Angst vor Abschiebungen, Fragen der Aufenthaltserlaubnis und Familienzusammenführung, bis hin zu Verdächtigungen und Schuldzuweisungen nach jedem Anschlag mit einheimischen Opfern, noch bevor irgendwelche Ermittlungsergebnisse vorliegen. Hinzu kommt der stetige Aufstieg der extremen Rechten. Ihr erfolgreiches Abschneiden bei der jüngsten Parlamentswahl hat Deutschland in unruhiges politisches Fahrwasser gebracht und den etablierten Parteien, allen voran der CDU/CSU, eine herbe Niederlage zugefügt.
Unmittelbar vor Beginn des dritten Jahres von Abwab spitzt sich die politische Auseinandersetzung in Deutschland zu. Die Medien schieben die Schuld hierfür oft den neuen Einwanderern als externem Faktor zu, was sie zusätzlich unter Druck setzt und die Frage ihrer Integration erneut in den Fokus rückt. Die Verantwortung des deutschen Bürgers als wichtigem Akteur im Integrationsprozess wird dagegen ausgeblendet. Dazu kommt eine relative Verschleierung der internen Probleme, die der Rechtsextremismus im Land hat offenbar werden lassen, wie etwa die politische, wirtschaftliche und soziale Marginalisierung bzw. Vernachlässigung der Bürger in den neuen Bundesländern.
Im dritten Jahr öffnen wir bei Abwab unsere Arme und erweitern unseren Horizont jenseits der Themen Flucht und Integration, um arabischsprachige Migranten zu erreichen, die seit Jahrzehnten in Europa leben. Wir beleuchten ihre Erfolge und Erfahrungen, behandeln ihre Themen und Probleme, sprechen mit ihnen und über sie. Vielleicht trägt das ein Stück dazu bei, Fehler, die in der Vergangenheit schon einmal begangen wurden, zu vermeiden.
In unserem dritten Jahr senden wir von Abwab eine Botschaft der Liebe und eine aufrichtige Einladung an alle in Deutschland und Europa lebenden Menschen, Teil unserer Familie zu werden. Auf dass wir unsere Gedanken und Sorgen in diesem öffentlichen Forum miteinander teilen. Unsere Einladung richtet sich auch an alle Deutschen, welche die neuen Einwanderer besser kennenlernen, und mehr über ihre Traditionen, Werte, Gedanken, Träume und Ängste erfahren möchten, um die Stereotypen zu brechen, die sich hartnäckig halten.
Während der letzten zwei Jahre haben wir hart daran gearbeitet, jeden neuen Einwanderer zu erreichen. Und heute versuchen wir, alle Einwanderer anzusprechen, und alle Deutschen zu erreichen, die offen gegenüber dem Anderen und gewillt sind, ihn kennenzulernen und friedlich mit ihm zusammenzuleben. Lasst uns daher zusammenkommen, nicht politisch, religiös oder ideologisch. Sondern über die Annäherung unserer Worte, Kulturen und Denkweisen. Vielleicht ist das der nächste Schritt in Richtung einer multikulturellen Gesellschaft, die wir gemeinsam gestalten können: zum Wohle von uns und unserer Umwelt.
Von Dr. Hani Harb. Forscher an der Harvard Universität, USA. Ehemaliger Forscher an der Philipps-Universität Marburg, Deutschland.
Übersetzung: Mohamed Boukayeo, Mahara-Kollektiv, boukayeo@mahara-kollektiv.de